Being Human... or something like that
#21
Irgendwie war ihr das Verhalten des zugestiegenen Cops passend zu seinem Geruch nicht geheuer. Er schien bereits entschlossen zu haben, was passiert war. Und etwas sagte ihr, dass dieser Entschluss ihr keine Rolle auf Seite der Guten zugestand. Ihr Blick glitt von dem dunklen Hinterkopf hinab auf ihre Hände. Vielleicht hatte er damit recht. Was war, wenn sie... Sie schauderte und schüttelte entschlossen den Kopf. Das konnte einfach nicht sein. Sie hatte keinen Grund gehabt. Sie verabscheute doch Gewalt. Lautlos seufzend sah sie auf und erneut nach vorne, wechselte schief lächelnd einen resignierten Blick mit dem blonden, weit freundlicheren Ermittler. Vielleicht spielten sie auch einfach nur gute Cop - böser Cop in Perfektion. Oder auch nicht, wenn sie die Blicke berücksichtigte, welche die Männer tauschten. 

Auch seine Reaktion auf ihre eigentlich vorsichtige Antwort fiel in ihren Ohren reichlich überzogen aus. Als Folge nickte sie regelrecht kleinlaut auf seine erste Frage und zuckte auf die dicht darauf folgende eher hilflos mit den Schultern. Gut, ihr war das auch komisch vorgekommen, aber sie hatten ja die wirklich wichtigen Spuren für später gesichert. Zu ihrem Leidwesen. Sie bewegte vorsichtig ihre Finger in den Papiertüten. Als sie noch einmal aus dem Augenwinkel zu dem dunklen Cop sah, wurde ihr ganz flau im Magen. Dieser Blick war aber auch unheilverkündend. Als würde er bereits überlegen, wie er sie für den Rest ihres Lebens wegsperren konnte. Im besten Fall. Die restliche Fahrt wich sie daher lieber konsequent weiteren Blicken aus.

Nicht, dass es vor dem Revier besser für sie wurde. Die Menschenmenge konnte einen schon sauber und bekleidet einschüchtern. Nur war sie weder das eine, noch das andere. Ein Glück waren die beiden Blonden bei weitem nicht so einschüchternd wie der Dunkle. Und sie schafften sie schnell hinein. Als sie ihr dann noch eine Dusche und saubere Kleidung in Aussicht stellten, war sie durchaus gewillt, beide als freundlich gesinnt einzustufen. Wobei ihr herzlich egal war, ob das nun Taktik war oder nicht. Sie wollte nur noch die blutigen Beweise gesichert wissen und sich dann rein waschen. Wenigstens im wortwörtlichen Sinn. Im übertragenen... das würde wohl länger dauern. Falls es überhaupt eintrat.

Da stand sie also. In der Umkleide vor den Duschen. Besudelt mit Dingen, die sie nicht benennt haben wollte. Abgesehen von einer Decke nackt. Mit einem inzwischen leeren Becher in den eingepackten Händen. Obwohl eine innere Stimme sie warnte, hob sie doch den Blick, lenkte ihn in Richtung des Spiegels und schauderte erneut. Sie sah aus, als hätte sie in Blut gebadet. Der Knoten in ihrem Magen wurde fester und größer. Denn das konnte doch nur heißen, dass... Ein energisches Klopfen stoppte den Gedankengang. Regelrecht erleichtert drehte sie sich in Richtung der sich öffnenden Tür. Es war der kleinere Blonde. Verschüchtert erwiderte sie sein aufmunterndes Lächeln und nickte. „Natürlich.“ Vorsichtig stellte sie den Becher ab, hielt mit einer Hand weiterhin die Decke oben und streckte ihm die andere hin. „Erin Moon.“, stellte sie sich mit leicht bebender Stimme leise vor und spürte die Tränen aufsteigen bei seinen mitfühlenden Worten. „Lassen Sie sich ruhig Zeit.“, beruhigte sie ihn schnell und nickte auf ihre eingetütete Hand. „Ich renne nicht weg.“, versuchte sie sich an einem zugegeben reichlich lahmen Scherz. Bei seiner folgenden Frage blinzelte sie verwirrt. „Chai Latte?“, erwiderte sie dann aber doch nach einer kurzen Pause.
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RE: Being Human... or something like that - von Erin - 11.02.2018, 20:02



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