22.11.2017, 17:04
Heute war es also soweit. Sie würde ihren Bräutigam kennenlernen... oder besser gesagt, ihm offiziell vorgestellt werden. Kennen tat sie ihn im Grunde schon. Er und sie waren dabei gewesen, als sein Vater ihre Mutter getötet hatte. Wobei er sicher nicht wusste, dass sie das wusste. Ihre Mutter hatte sie damals versteckt, als sie die brandschatzenden Nordmänner nahen hörte. Hätte sie damals nur nicht durch die Ritze geschaut. Dann wären ihr viele schlaflose Nächte erspart geblieben. Nicht nur damals, sondern auch jetzt. Wo ihre intrigante Stiefmutter dafür gesorgt hatte, dass keine ihrer kostbaren, grazilen Töchter an den Wilden ging, sondern sie. Das letzte lebende Mahnmal ihrer Vorgängerin, welches sie noch tagtäglich um sich dulden musste. Sie wäre ohnehin zu alt, zu blond und zu groß, um eine annähernd würdige Partie hierzulande zu kriegen. Da war ein Anführer der Nordmänner doch ein richtiger Glücksgriff. Leider brachte sie ihren Vater dazu, es genauso zu sehen. Letztendlich konnte ihr Leben wohl kaum sonderlich schlimmer werden wie unter Elsbeth und ihren verzogenen Töchtern, welche sie nur zu gerne als private Dienstmagd im schlimmsten oder Zofe im besten Fall ansahen.
So stand sie auch alleine in ihrem Zimmer und bereitete sich auf die Ankunft ihres sogenannten Verlobten vor. Sie hatte sich gebadet, ein selten gewordener Luxus, den sie gründlich ausgedehnt hatte. Sie hatte ihre goldblonden, hüftlangen Haare vor dem Kamin trocken gebürstet und sie dann nach Art ihrer Mutter frisiert. Sprich nach einer Mischung aus den Stilen der Engländer und südlichen Nordmänner, denn ihre Mutter hatte ihr Geburtsland nie ganz abgelegt. So hatte sie also je eine Strähne von der Schläfe genommen, sie verdreht und mit ihnen den lockeren Knoten im Nacken umschlungen, um ihn abschließend mit einigen Nadeln zu fixieren. Anschließend war sie in ihr gutes blass-rosa Wollkleid und ihr weißes Überkleid geschlüpft. Noch die weichen, flachen Stiefel, welche unter dem Rocksaum verschwinden würden und sie war fertig. Bestimmt dürfte sie sich wieder anhören, dass sie außer dem schlichten gotischen Kreuz am Lederband keinen weiteren Schmuck trug, aber das war nichts Neues. Entgegen der anderen Frauen der Familie gab sie nichts auf wertvolle Schmuckstücke. Für sie zählte der ideelle Wert. Wie ihn das Kreuz ihrer Mutter für sie hatte.
Zufrieden strich sie ihre Röcke glatt, straffte die Schultern und verließ die kleine Kammer, in die sie abgeschoben worden war. Mit den für sie typischen leisen Schritten steuerte sie die Halle an, wo ihr Vater seine Gäste empfangen wollte. Wo sie selber noch am Morgen alles kontrolliert hatte. Lange bevor ihre Stiefmutter und Halbschwestern sich aus ihren Betten erhoben. Die tiefen, unbekannten Stimmen verrieten ihr, dass die Nordmänner scheinbar schon eingetroffen waren. Sie betrat die Halle trotzdem nicht schneller. Kurz blieb sie im Durchgang stehen, suchte ihren Vater mit dem Blick und entdeckte ihn bei einem blonden Hünen. Ohne sein Gesicht zu sehen, wusste sie, wer dort stand und ihren Erzeuger scheinbar allein durch seine Anwesenheit nervös stimmte. Ihre Mundwinkel zuckten zu einem winzigen hämischen Lächeln, dann setzte sie ihren Weg mit angemessenem Tempo fort.
Hin und wieder nickte sie einigen vertrauten Gesichtern freundlich zu, bevor sie schließlich bei ihrem Vater ankam, an dessen Hals bereits eine Ader verräterisch pochte. Vermeintlich respektvoll knickste sie leicht vor ihm und auch dem Nordmann. Erst jetzt hob sie ihren Blick zu ihm, hob bewusst auch das Kinn, selbst wenn in ihren Augen sicher die blanke Furcht, aber auch der blanke Hass standen. Kurz musterte sie ihn scharf. Sie hatte ihn größer in Erinnerung. Nun... damals war sie auch noch jünger und kleiner gewesen. Heute reichte sie ihm bis an die Schulter. Während sie und ihr Vater inzwischen gleich groß waren, den sie nun eher stoisch ruhig ansah. „Verzeiht die Verspätung, Vater.“, entschuldigte sie sich mit ihrer eher tiefen, aber melodischen Stimme, bevor sie eine Magd heran winkte, den Männern Getränke zu reichen.
So stand sie auch alleine in ihrem Zimmer und bereitete sich auf die Ankunft ihres sogenannten Verlobten vor. Sie hatte sich gebadet, ein selten gewordener Luxus, den sie gründlich ausgedehnt hatte. Sie hatte ihre goldblonden, hüftlangen Haare vor dem Kamin trocken gebürstet und sie dann nach Art ihrer Mutter frisiert. Sprich nach einer Mischung aus den Stilen der Engländer und südlichen Nordmänner, denn ihre Mutter hatte ihr Geburtsland nie ganz abgelegt. So hatte sie also je eine Strähne von der Schläfe genommen, sie verdreht und mit ihnen den lockeren Knoten im Nacken umschlungen, um ihn abschließend mit einigen Nadeln zu fixieren. Anschließend war sie in ihr gutes blass-rosa Wollkleid und ihr weißes Überkleid geschlüpft. Noch die weichen, flachen Stiefel, welche unter dem Rocksaum verschwinden würden und sie war fertig. Bestimmt dürfte sie sich wieder anhören, dass sie außer dem schlichten gotischen Kreuz am Lederband keinen weiteren Schmuck trug, aber das war nichts Neues. Entgegen der anderen Frauen der Familie gab sie nichts auf wertvolle Schmuckstücke. Für sie zählte der ideelle Wert. Wie ihn das Kreuz ihrer Mutter für sie hatte.
Zufrieden strich sie ihre Röcke glatt, straffte die Schultern und verließ die kleine Kammer, in die sie abgeschoben worden war. Mit den für sie typischen leisen Schritten steuerte sie die Halle an, wo ihr Vater seine Gäste empfangen wollte. Wo sie selber noch am Morgen alles kontrolliert hatte. Lange bevor ihre Stiefmutter und Halbschwestern sich aus ihren Betten erhoben. Die tiefen, unbekannten Stimmen verrieten ihr, dass die Nordmänner scheinbar schon eingetroffen waren. Sie betrat die Halle trotzdem nicht schneller. Kurz blieb sie im Durchgang stehen, suchte ihren Vater mit dem Blick und entdeckte ihn bei einem blonden Hünen. Ohne sein Gesicht zu sehen, wusste sie, wer dort stand und ihren Erzeuger scheinbar allein durch seine Anwesenheit nervös stimmte. Ihre Mundwinkel zuckten zu einem winzigen hämischen Lächeln, dann setzte sie ihren Weg mit angemessenem Tempo fort.
Hin und wieder nickte sie einigen vertrauten Gesichtern freundlich zu, bevor sie schließlich bei ihrem Vater ankam, an dessen Hals bereits eine Ader verräterisch pochte. Vermeintlich respektvoll knickste sie leicht vor ihm und auch dem Nordmann. Erst jetzt hob sie ihren Blick zu ihm, hob bewusst auch das Kinn, selbst wenn in ihren Augen sicher die blanke Furcht, aber auch der blanke Hass standen. Kurz musterte sie ihn scharf. Sie hatte ihn größer in Erinnerung. Nun... damals war sie auch noch jünger und kleiner gewesen. Heute reichte sie ihm bis an die Schulter. Während sie und ihr Vater inzwischen gleich groß waren, den sie nun eher stoisch ruhig ansah. „Verzeiht die Verspätung, Vater.“, entschuldigte sie sich mit ihrer eher tiefen, aber melodischen Stimme, bevor sie eine Magd heran winkte, den Männern Getränke zu reichen.