03.10.2017, 15:23
+ Zeljka
Sie wusste, dass sie dazu neigte, zu schnell zu vertrauensselig zu sein. Sie hatte dafür bitter bezahlt. Tat es in einem gewissen Maß ja immer noch mit ihrem blockierten Sehsinn, dem ganzen einengenden Metall am Leib. Sie wusste aber auch, dass es Menschen gab, die dieses Vertrauen nicht enttäuschten. Menschen wie Kolya. Und wie sie eben geneigt war zu glauben, wie diese Hexe. Von daher freute es sie, dass Kolya gewillt war, die Geschichten ruhen zu lassen und sich seine eigene Meinung zu bilden. Auch wenn das scheinbar leichter gesagt, als getan war. Denn sie spürte durchaus, dass da etwas schief ging, als die Fremde zu ihnen stieß. Sie wusste nur nicht, was diese Unsicherheit bei ihrem Reiter auslöste. Aber sie hatte auch nicht verstanden, warum ihr kurzer spielerischer Kampf mit dem Großen ihn so nachdenklich gestimmt hatte. Manchmal war er eben doch typisch Mensch. Nicht zu verstehen. So wie Kommodor zeitgleich typisch Männchen war, wie er seine eigentlich ja freiwillig abgetretene Beute so triumphierend tot schüttelte.
Auch Zeljka hatte das Spiel der Drachen beobachtet. Es erinnerte sie so an viel zu groß geratene Wölfe, dass sie unwillkürlich kurz schmunzeln musste. Gerade, als der deutlich kleinere blaue los ließ und der riesige grüne prompt taumelte. Es verkörperte auf vertraute Weise den Spieltrieb von wilden Tieren und passte doch zeitgleich so gar nicht zu dem allgemein gängigen Bild von Drachen. Auf das sie nie etwas gegeben hatte. Drachen waren fast noch schlimmer verschrien wie ihresgleichen. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum sie sich allein mit dem grauen so merkwürdig wohl gefühlt hatte und auch jetzt, in der Nähe der Drachen, etwas entspannter war. Gerade nachdem der graue wenigstens kurz zu ihr gesehen hatte, bevor er sich noch mehr zusammen rollte und damit in sich zurück zog. Auch das wirkte auf sie viel zu vertraut. Sie teilten in einem gewissen Grad das selbe Schicksal. Auch wenn die Drache den Blonden offensichtlich eines besseren belehrt hatten. Gerade der blaue Drache und der Reiter schienen die Nähe des jeweils anderen sogar offen zu suchen und zu genießen.
Es war jedoch ebenso offen erkenntlich, dass der Reiter froh war, als sie sich setzte. Er tat es ihr gleich und der blaue Drache schmiegte sich förmlich an ihn. Tatsächlich beunruhigte Kolyas ungewohntes Verhalten Tia, so dass sie umso mehr versuchte, ihm Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. Umso mehr, da sie in der Fremden noch immer keine Gefahr erkennen konnte. Sie erschien ihr weiterhin sehr bemüht und hilfsbereit. In der Tat gab sich Zeljka Mühe, das unterschwellige Misstrauen durch nichts zu schüren. So legte sie bei der Nachfrage den Kopf leicht auf die Seite und überlegte. „Ich war seit Jahren nicht mehr außerhalb dieses Waldes.“, gestand sie und zog eine kleine verlegen Grimasse. „Damals lag einige Meilen westlich von hier ein Dorf namens Czantor.“ Unsicher zuckte sie leicht mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, ob es das noch gibt.“ Vielleicht würde der Name ihm aber helfen. Fragend sah sie zu den Drachen, gerade zu dem grünen und dem grauen, die keine Haube trugen. „Können die beiden nicht aus der Luft die nächste Siedlung finden?“
Sie wünschte wirklich, sie könnte mehr helfen. Wenn schon nicht mit Karten, dann mit Werkzeugen. Doch sie lebte hier seit Jahren unter reichlich... ursprünglichen Verhältnissen. Vor allem nicht ohne Grund eben auch sehr zurück gezogen. Seufzend wurde ihr bewusst, dass sie gar keine Hilfe sein konnte. Umso mehr bei den Spannungen, die sie unweigerlich auslöste. Tia hätte sich durchaus auch gefreut, wenn die Fremde ihr hätte helfen können, endlich wieder zu sehen, doch sie spürte deutlich ihr Bedauern. Es stand dem von Kolya nur wenig nach. Und sie wusste, dass er sie über kurz oder lang von dem Metall befreien würde. Wenn nicht hier und jetzt, dann woanders und später. Also schmiegte sie sich seiner Berührung entgegen und lauschte dann weiter. Wobei sie sich deutlich anspannte, als die Stimmung auf einmal so umschlug. Wieder einmal verstand sie die Menschen nicht. Alle beide. Wobei... nein, auch den Mob weiter weg nicht.
Zeljka lächelte, als er ihre Frage leicht missverstand. Sie hatte nicht wissen wollen, was er forderte, sondern was die Dorfbewohner von ihm verlangten. Meist hatten die sehr genaue Vorstellungen wie man mit einer vermeintlichen Hexe umgehen sollte und scheuten sich auch nicht, diese umgesetzt haben zu wollen. Er jedoch versicherte nur, dass sie nicht lange bleiben würden. Was sie nicht wirklich beruhigte. Menschen, die bereits so unruhig und misstrauisch waren, wie die im Lager brauchten nicht viel Zeit, um zu eskalieren. Ihrer Erfahrung nach zumindest. Sie machte ihr Angebot nicht umsonst. Tatsächlich ging er darauf ein. Anfangs. Auch wenn es ihm unangenehm zu sein schien. Das sprach für ihn, änderte aber nichts an ihrer Lage. Die war eben wie sie war. Sie nickte langsam und machte den Ansatz aufstehen zu wollen. Je weiter sie bis zur Nacht weg war, umso besser.
Tia hörte wie die Frau aufstehen wollte und gab Kolya gedanklich einen ordentlich Schubs. Ernsthaft? Sie waren hier die Eindringlinge und sie sollte gehen? Zufrieden registrierte sie seinen Umschwung, drückte sich dankbar an ihn. Zeljka sah ihn hingegen bei seinem Umschwung eher verwundert an. Sie wusste nicht so recht, was sie aus diesem machen sollte... und vor allem, ob sie wirklich auf sein Wort vertrauen konnte. Was sollt ein Einzelner gegen einen wütenden Mob ausrichten? Das war für sie schon einmal schlecht ausgegangen. Allerdings hatte ihr einziger Fürsprecher damals auch keine Drachen auf seiner Seite gehabt. Nachdenklich sah sie von ihm zu den Drachen, dann auf seine Hand... und setzte sich schließlich matt seufzend wieder. „Ich bin Zeljka.“, stellte sie sich vor und ergriff seine Hand. Im selben Moment war die Vision da, sanken ihre Schulter resigniert herab. Denn sie wusste, dass ihr damit nur zwei Dinge blieben. Bleiben und ihn erleben lassen müssen, dass er sein Wort nicht halten konnte. Oder gehen und hoffen, dass die Vision somit nicht eintrat. Beides eindeutig bescheidene Optionen. Gequält atmete sie durch und zog die Hand zurück, legte sie entschlossen mit der anderen um ihre Schale.
Tia spürte einen kleinen Lichtblitz und wurde unruhig. Er war nur ganz kurz da. Kurz nachdem Kolya sich vorgestellt und kurz bevor die Hexe das erwidert hatte. Irritiert klopfte sie bei den beiden anderen Drachen an, ob sie das auch gespürt hatten. Ob sie wussten, was das gewesen war. Umso mehr, als danach von der Frau, Zeljka, so eine Hoffnungslosigkeit ausging, dass sie ihren Kopf unwillkürlich auffordernd an Kolya rieb.
Sie wusste, dass sie dazu neigte, zu schnell zu vertrauensselig zu sein. Sie hatte dafür bitter bezahlt. Tat es in einem gewissen Maß ja immer noch mit ihrem blockierten Sehsinn, dem ganzen einengenden Metall am Leib. Sie wusste aber auch, dass es Menschen gab, die dieses Vertrauen nicht enttäuschten. Menschen wie Kolya. Und wie sie eben geneigt war zu glauben, wie diese Hexe. Von daher freute es sie, dass Kolya gewillt war, die Geschichten ruhen zu lassen und sich seine eigene Meinung zu bilden. Auch wenn das scheinbar leichter gesagt, als getan war. Denn sie spürte durchaus, dass da etwas schief ging, als die Fremde zu ihnen stieß. Sie wusste nur nicht, was diese Unsicherheit bei ihrem Reiter auslöste. Aber sie hatte auch nicht verstanden, warum ihr kurzer spielerischer Kampf mit dem Großen ihn so nachdenklich gestimmt hatte. Manchmal war er eben doch typisch Mensch. Nicht zu verstehen. So wie Kommodor zeitgleich typisch Männchen war, wie er seine eigentlich ja freiwillig abgetretene Beute so triumphierend tot schüttelte.
Auch Zeljka hatte das Spiel der Drachen beobachtet. Es erinnerte sie so an viel zu groß geratene Wölfe, dass sie unwillkürlich kurz schmunzeln musste. Gerade, als der deutlich kleinere blaue los ließ und der riesige grüne prompt taumelte. Es verkörperte auf vertraute Weise den Spieltrieb von wilden Tieren und passte doch zeitgleich so gar nicht zu dem allgemein gängigen Bild von Drachen. Auf das sie nie etwas gegeben hatte. Drachen waren fast noch schlimmer verschrien wie ihresgleichen. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum sie sich allein mit dem grauen so merkwürdig wohl gefühlt hatte und auch jetzt, in der Nähe der Drachen, etwas entspannter war. Gerade nachdem der graue wenigstens kurz zu ihr gesehen hatte, bevor er sich noch mehr zusammen rollte und damit in sich zurück zog. Auch das wirkte auf sie viel zu vertraut. Sie teilten in einem gewissen Grad das selbe Schicksal. Auch wenn die Drache den Blonden offensichtlich eines besseren belehrt hatten. Gerade der blaue Drache und der Reiter schienen die Nähe des jeweils anderen sogar offen zu suchen und zu genießen.
Es war jedoch ebenso offen erkenntlich, dass der Reiter froh war, als sie sich setzte. Er tat es ihr gleich und der blaue Drache schmiegte sich förmlich an ihn. Tatsächlich beunruhigte Kolyas ungewohntes Verhalten Tia, so dass sie umso mehr versuchte, ihm Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. Umso mehr, da sie in der Fremden noch immer keine Gefahr erkennen konnte. Sie erschien ihr weiterhin sehr bemüht und hilfsbereit. In der Tat gab sich Zeljka Mühe, das unterschwellige Misstrauen durch nichts zu schüren. So legte sie bei der Nachfrage den Kopf leicht auf die Seite und überlegte. „Ich war seit Jahren nicht mehr außerhalb dieses Waldes.“, gestand sie und zog eine kleine verlegen Grimasse. „Damals lag einige Meilen westlich von hier ein Dorf namens Czantor.“ Unsicher zuckte sie leicht mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, ob es das noch gibt.“ Vielleicht würde der Name ihm aber helfen. Fragend sah sie zu den Drachen, gerade zu dem grünen und dem grauen, die keine Haube trugen. „Können die beiden nicht aus der Luft die nächste Siedlung finden?“
Sie wünschte wirklich, sie könnte mehr helfen. Wenn schon nicht mit Karten, dann mit Werkzeugen. Doch sie lebte hier seit Jahren unter reichlich... ursprünglichen Verhältnissen. Vor allem nicht ohne Grund eben auch sehr zurück gezogen. Seufzend wurde ihr bewusst, dass sie gar keine Hilfe sein konnte. Umso mehr bei den Spannungen, die sie unweigerlich auslöste. Tia hätte sich durchaus auch gefreut, wenn die Fremde ihr hätte helfen können, endlich wieder zu sehen, doch sie spürte deutlich ihr Bedauern. Es stand dem von Kolya nur wenig nach. Und sie wusste, dass er sie über kurz oder lang von dem Metall befreien würde. Wenn nicht hier und jetzt, dann woanders und später. Also schmiegte sie sich seiner Berührung entgegen und lauschte dann weiter. Wobei sie sich deutlich anspannte, als die Stimmung auf einmal so umschlug. Wieder einmal verstand sie die Menschen nicht. Alle beide. Wobei... nein, auch den Mob weiter weg nicht.
Zeljka lächelte, als er ihre Frage leicht missverstand. Sie hatte nicht wissen wollen, was er forderte, sondern was die Dorfbewohner von ihm verlangten. Meist hatten die sehr genaue Vorstellungen wie man mit einer vermeintlichen Hexe umgehen sollte und scheuten sich auch nicht, diese umgesetzt haben zu wollen. Er jedoch versicherte nur, dass sie nicht lange bleiben würden. Was sie nicht wirklich beruhigte. Menschen, die bereits so unruhig und misstrauisch waren, wie die im Lager brauchten nicht viel Zeit, um zu eskalieren. Ihrer Erfahrung nach zumindest. Sie machte ihr Angebot nicht umsonst. Tatsächlich ging er darauf ein. Anfangs. Auch wenn es ihm unangenehm zu sein schien. Das sprach für ihn, änderte aber nichts an ihrer Lage. Die war eben wie sie war. Sie nickte langsam und machte den Ansatz aufstehen zu wollen. Je weiter sie bis zur Nacht weg war, umso besser.
Tia hörte wie die Frau aufstehen wollte und gab Kolya gedanklich einen ordentlich Schubs. Ernsthaft? Sie waren hier die Eindringlinge und sie sollte gehen? Zufrieden registrierte sie seinen Umschwung, drückte sich dankbar an ihn. Zeljka sah ihn hingegen bei seinem Umschwung eher verwundert an. Sie wusste nicht so recht, was sie aus diesem machen sollte... und vor allem, ob sie wirklich auf sein Wort vertrauen konnte. Was sollt ein Einzelner gegen einen wütenden Mob ausrichten? Das war für sie schon einmal schlecht ausgegangen. Allerdings hatte ihr einziger Fürsprecher damals auch keine Drachen auf seiner Seite gehabt. Nachdenklich sah sie von ihm zu den Drachen, dann auf seine Hand... und setzte sich schließlich matt seufzend wieder. „Ich bin Zeljka.“, stellte sie sich vor und ergriff seine Hand. Im selben Moment war die Vision da, sanken ihre Schulter resigniert herab. Denn sie wusste, dass ihr damit nur zwei Dinge blieben. Bleiben und ihn erleben lassen müssen, dass er sein Wort nicht halten konnte. Oder gehen und hoffen, dass die Vision somit nicht eintrat. Beides eindeutig bescheidene Optionen. Gequält atmete sie durch und zog die Hand zurück, legte sie entschlossen mit der anderen um ihre Schale.
Tia spürte einen kleinen Lichtblitz und wurde unruhig. Er war nur ganz kurz da. Kurz nachdem Kolya sich vorgestellt und kurz bevor die Hexe das erwidert hatte. Irritiert klopfte sie bei den beiden anderen Drachen an, ob sie das auch gespürt hatten. Ob sie wussten, was das gewesen war. Umso mehr, als danach von der Frau, Zeljka, so eine Hoffnungslosigkeit ausging, dass sie ihren Kopf unwillkürlich auffordernd an Kolya rieb.